Die Gestalttherapie im gesellschaftlichen Kontext
Berliner Gestaltsalon
Die Idee
Der Berliner Gestaltsalon bietet einen Rahmen, in dem die Wurzeln der Gestalttherapie vertieft, gestalttheoretische Fragen gestellt und gesellschaftlich relevante Themen diskutiert werden können. Daneben sollen künstlerische Darbietungen den lebendigen Ansatz der Gestalttherapie unterstreichen und zu Kontakt und Vernetzung einladen.
Das Jahres-Programm wird jeweils drei Schwerpunkte umfassen, dies sind
• Literatur und Kunst
• Politik und Gesellschaft
• Spiritualität, Psychologie und Philosophie.
Zu diesen Schwerpunkten wird es jährlich je ein bis zwei Gestaltsalon-Abende mit Input durch einen Referenten geben und am Folgetag einen dazu passenden Workshop zur Vertiefung oder thematisch anknüpfende Seminare.
Die aktuellen Angebote im Berliner Gestaltsalon finden Sie geordnet nach Datum unter „Aktuelle Veranstaltungen im Berliner Gestaltsalon“ sowie zugeordnet zu den Rubriken „Kunst und Literatur“, „Politik und Gesellschaft“, „Spiritualität & Philosophie“.
Georgia Von Schlieffen: Aus der Winterserie
Kunst und Literatur
Kreative Anpassung
Seit den Anfängen der Gestalttherapie haben künstlerisches Arbeiten und schöpferische Prozesse einen zentralen Platz eingenommen, sowohl in der Entwicklung der theoretischen Konzeption als auch in den praxisbezogenen Überlegungen. Mit der „kreativen Anpassung“ haben wir ein Instrument zur Hand, das unser Verhältnis zum „Feld“ beschreibt und damit auch deutlich macht, dass Kreativität in einem Dazwischen-Raum entsteht. Der Einfluss von Kunst, sei es als Erzählung oder gemaltes Bild, als Tanz oder szenische Darstellung, als Musik oder Gesang, ist aus der Gestalttherapie nicht wegzudenken. Von Laura Perls, Paul Goodman, Josef Zinker und vielen anderen Gestalttherapeuten wissen wir, wie sehr ihr eigenes künstlerisches Arbeiten sie als Therapeuten geprägt hat. Sie sehen den Therapeuten als Künstler und Gestalt als kreative Therapie. Um dieses künstlerische Schaffen und Experimentieren von Gestalttherapeuten soll es in diesem Gestaltsalon unter anderem gehen, um Raum für Präsentation von Arbeiten und Arbeitsprozessen, um Unfertiges und im Gärungsprozess Befindliches.
Wir freuen uns, dass Georgia Von Schlieffen uns einige ihrer Bilder zur Verfügung gestellt hat, um damit die „Wände“ des Salons zu zieren.
Georgia von Schlieffen, geb. 1968.
Seit meiner Studienzeit intensive Beschäftigung mit der Malerei. Jedoch ging ich ersteinmal ganz andere Wege über ein Studium der Vergleichenden Religionswissenschaft und der Internationalen Beziehungen und einer mehrjährigen Tätigkeit im Bereich Projektmanagement und Flüchtlingsarbeit für mehrere Nichtregierungsorganisationen. 2010 nahm ich an Studienwochen bei Markus Lüpertz und Gotthard Graubner an der Reichenhaller Akademie teil. Seit 2011 studiere ich Malerei bei Professor Jerry Zeniuk, Akademie für Farbmalerei, Kunstakademie Bad Reichenhall.
Georgia Von Schlieffen: Ausblicke
Politik und Gesellschaft
Die Gesellschaft sich, nicht nur sich der Gesellschaft anpassen
Ebenso nicht wegzudenken ist die Auseinandersetzung mit Gesellschaft, das heißt mit dem sozialen Umfeld des Individuums. Wir bewegen uns im Spannungsfeld zwischen Anpassung an gesellschaftliche Normen, Werte, Regeln und dem Widerstand dagegen, wenn sie unseren persönlichen Interessen und Vorstellungen entgegenstehen. In dieser Auseinandersetzung kommt Aggression ins Spiel. Mit der Entwicklung der Aggressionstheorie hat die Gestalttherapie einen positiven Aggressionsbegriff geprägt. Erst die Unterdrückung von Aggression führt demnach zu schädlichem Verhalten, das repressive, kriegerische oder ziellose, ungerichtete, negative Aggression ist.
Der Gestaltsalon soll Raum bieten für die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen, es soll kontrovers diskutiert und kritisch argumentiert werden, es soll reflektiert und aufeinander zu gegangen werden, es sollen Informationen ausgetauscht und es soll zu Aktionen angestiftet werden.
Georgia von Schlieffen – Frühling I
Spiritualität und Philosophie
Lose your mind and come to your senses! (Fritz Perls)*
Psychologie, Philosophie und Spiritualität stellen den dritten Block dar, deren Einfluss auf die Gestalttherapie in verschiedenen Konzeptionen sichtbar ist. Sowohl Fritz und Laura Perls als auch Paul Goodman waren mit den psychoanalytischen Konzepten von Freud, Reich und Jung vertraut und haben sich intensiv damit auseinandergesetzt, sodass die Psychoanalyse zu den wichtigsten Wurzeln der Gestalttherapie zählt.
Die Konzeption des „Hier und Jetzt“ verweist auf Zen, Friedlaenders Indifferenzkonzept auf die Arbeit des Polarisierens und den „mittleren Modus“ und Bubers dialogisches Prinzip finden wir im „Ich und Du“, die Phänomenologie Husserls hat Spuren hinterlassen, um nur einige Beispiele zu nennen.
* Unsere Übersetzung: „Verlier den Verstand, aber setze deine Vernunft ein!“
Georgia von Schlieffen – Frühling II